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An der Schnittstelle schulischen Lehrpersonenhandelns und der Forschung zur Lehrpersonenbildung spielen Forschendes Lernen und Aktionsforschung nach wie vor eine zentrale Rolle. Mit dieser Thematik beschäftigten wir uns in unserem vierten Onlinediskurs am 9.Juni 2022. An dieser Online-Veranstaltung beteiligten sich knapp 40 Personen. Hierbei stellten sich die Fragen:
Inwiefern kann Forschendes Lernen lehrpersonenbezogene Professionalisierungsprozesse sinnvoll unterstützen?
Welche Möglichkeiten bieten in diesem Zusammenhang und mit Blick auf die Aus- und Weiterbildung von Lehrpersonen Ansätze der Aktionsforschung?
Drei Expert*innen widmeten sich dieser Thematik und präsentierten Ergebnisse aus ihren Forschungsbereichen.
Em. o. Univ.-Prof. Dr. Herbert Altrichter (Linz School of Education, JKU Linz) referierte über
FORSCHENDES LERNEN IN DER LEHRPERSONENBILDUNG:
‚Forschendes Lernen‘ wird immer wieder als ein Konzept für die Weiterentwicklung der Qualität der Lehrpersonenbildung genannt. Forschendes Lernen steht dabei oft als Sammelbegriff für unterschiedliche Ausbildungsabsichten und -ansätze. Im einführenden Beitrag sollen einige Ausformungen dieser Ansätze vorgestellt und verglichen werden. Insbesondere sollen verschiedene Begründungen für den Einsatz forschender Lernsituationen untersucht und insbesondere die Frage, welche Art von forschenden Kompetenzen Lehrpersonen für welche ihrer Aufgaben brauchen, thematisiert werden.
Daran anschließend ging Univ.-Prof. Mag. Dr. Franz Rauch (Alpen-Adria-Universität Klagenfurt) auf
AKTIONSFORSCHUNG IN DER BERUFSBEGLEITENDEN LEHRER*INNENBILDUNG ein:
Aktionsforschung zielt darauf ab, Lehrer*innen zu befähigen, ihre Unterrichtspraxis aktiv weiterzuentwickeln. Darüber hinaus ist sie als Instrument der professionellen Entwicklung für Praktiker*innen konzipiert, um ihre “Praxistheorien” und ihre Handlungskompetenz durch Reflexions- und Aktionszyklen zu reflektieren. Aktionsforschung hat also ein doppeltes Ziel: Verstehen (als Ergebnis der Reflexion) und Entwicklung (als Ergebnis des Handelns). Vor diesem allgemeinen Hintergrund werden Konzepte und Beispiele der berufsbegleitenden Lehrer*innenbildung aus Österreich und im internationalen Umfeld vorgestellt und reflektiert. Das vorgestellte österreichische Beispiel konzentriert sich auf eine Reihe von berufsbegleitenden Universitätslehrgängen für Lehrer*innen.
PERSONALISIERTE PROFESSIONALISIERUNG DURCH PRAXISFORSCHUNG IM PRAKTIKUM thematisierte abschließend HS-Prof. Mag.a Dr.in Katharina Heissenberger-Lehofer, BEd (PH Steiermark):
Forschendes Lernen als hochschuldidaktisches Prinzip der Lehrer*innenbildung intendiert die Förderung von professionellem Lernen durch die Förderung von Forschungsorientierung. An der Pädagogischen Hochschule Steiermark wurde das praktikumsintegrierte Konzept Forschenden Lernens „Personalisierte Professionalisierung im Praktikum durch Practitioner Research“ (PPS-PR) entwickelt, implementiert und einem explorativen sequenziellen Design folgend beforscht. Im Beitrag werden Resultate des Forschungsprojektes zu PPS-PR über die von den Studierenden gewählten subjektiv relevanten Forschungsthemen, Motiven für die Themenwahl sowie Effekten von praktikumsintegrierter Praxisforschung auf professionelles Lernen und Forschungskompetenz präsentiert und diskutiert.
Angeregt durch kritische Fragen der Expert*innen diskutierte das Plenum über die Notwendigkeit von Forschungskompetenz in der Lehrer*innenbildung wie auch Möglichkeiten für einen niederschwelligen Zugang zu Forschung angehender Lehrpersonen. Die Qualität verschiedener Forschungsvorhaben wurde ebenso angesprochen wie auch der Wunsch nach mehr Implementierung der Thematik „Umgang mit digitalen Herausforderungen bis hin zur künstlichen Intelligenz“. Die gemeinsamen Auseinandersetzungen und kritischen Überlegungen zeigten zum einen die Herausforderungen in und für Lehrer*innenbildung und Lehrer*innenbildungsforschung als auch das Engagement vieler in diesem Feld Tätiger.
Wir freuen uns auf das Fortführen gemeinsamer Diskussionen im 5. Onlinediskurs im Wintersemester 2022/23.