Berufsbildung in Zeiten des Mangels
9. Österreichische Berufsbildungsforschungskonferenz (BBFK)
Berufsbildung in Zeiten des Mangels - Handlungserfordernisse neu denken
9. Österreichische Berufsbildungskonferenz (BBFK), 03. bis 05. Juli 2024, Universität Innsbruck
Aktuell ist Berufsbildung wieder in vielfältiger Weise mit Phänomenen der Knappheit konfrontiert. Der demographische Wandel bringt einen Mangel an Anfängerinnen und Anfänger in der Berufsausbildung mit sich. In vielen Beschäftigungsbereichen wird derzeit ein Fachkräftemangel in qualitativer und quantitativer Hinsicht beklagt. Insbesondere durch die laufenden Transformationsprozesse in Folge der sogenannten 3Ds – Demographie, Digitalisierung und Dekarbonisierung – verändern sich die am Arbeitsmarkt nachgefragten Kompetenzen. Passungsprobleme können dazu führen, dass trotz steigendem Fachkräftemangel auch die Arbeitslosigkeit steigt. Ähnliche Tendenzen zeigen sich auf dem Ausbildungsmarkt. Darüber hinaus fehlen pädagogische Fachkräfte in der Aus- und Weiterbildung sowie in der Erwachsenenbildung. Der Mangel an Nachwuchskräften in der beruflichen Lehrer:innenbildung führt bereits seit Längerem zu Quereinstiegsmaßnahmen, die zu einem Problem für das Professionalisierungsniveau werden können. Zusätzlich stagnieren vor dem Hintergrund knapper öffentlicher Haushalte die Finanzierungsmittel für Berufsbildung, sodass sich in Zeiten von Inflation auch hier eine Knappheit einstellen kann.
Durch diesen exemplarisch aufgezeigten Mangel auf verschiedenen Ebenen entsteht Handlungsdruck für die berufliche Bildung bezogen auf Inhalte, Prozesse, Gestaltung und Steuerung. Es besteht eine Dringlichkeit für Veränderungen. Wir wollen mit der Berufsbildungsforschungskonferenz einen Raum schaffen, um Potenziale beruflicher Aus- und Weiterbildung neu zu denken und das Krisenhafte der Knappheit so nutzbar machen. Insofern kommen mit der Knappheit auch Entwicklungen der Berufsbildung in den Blick, die zum Teil als mögliche Reaktion gedacht werden können und gleichzeitig zukunftsorientierte Entwicklungslinien kennzeichnen:
- künstliche Intelligenz in der Arbeitswelt und in der Berufsbildungspraxis (teilweise verbunden mit einer Substitutionsfunktion für Arbeitskräfte oder Bildungsangebote)
- Flexibilisierung beruflicher Bildung
- berufliche Orientierung unter sich wandelnden Bedingungen
- Transformationen (z. B. hin zur Nachhaltigkeit, hin zu neuen Arbeitsmodellen usw.)
- veränderte Akteurskonstellationen im Wettbewerb um Teilnehmende und Ressourcen für berufliche Bildung
Entlang dieser und ähnlicher thematischer Linien entscheidet sich, wie in der Berufsbildung mit dem Thema Knappheit umgegangen wird. Die Berufsbildungsforschungskonferenz bietet die Möglichkeit den aktuellen Diskussions- und Forschungsstand dazu sichtbar zu machen.