Datum:
9. Österreichische Berufsbildungskonferenz (BBFK).
Mangel ist seit vielen Jahren ein wiederkehrendes gesellschaftliches Thema. Je nach konjunktureller Lage kommt es zu einem Mangel an Arbeitsplätzen, zu einem Mangel an Fachkräften oder zu beidem. Ein Mangel an Ressourcen kann Partizipationsmöglichkeiten von Menschen verengen, besonders betroffen sind vulnerable Gruppen. Häufig wird angesichts dieser Probleme Berufsbildung als Antwort definiert, obwohl berufliche Bildung eher nur ein Teil einer gesamtgesellschaftlichen Lösung darstellt, deren Wirkungen sich eher langfristig zeigen.
Aktuell ist Berufsbildung wieder in vielfältiger Weise mit Phänomenen der Knappheit konfrontiert. Der demographische Wandel bringt einen Mangel an Anfängerinnen und Anfänger in der Berufsausbildung mit sich. In vielen Beschäftigungsbereichen wird derzeit ein Fachkräftemangel in qualitativer und quantitativer Hinsicht beklagt. Insbesondere durch die laufenden Transformationsprozesse in Folge der sogenannten 3Ds – Demographie, Digitalisierung und Dekarbonisierung – verändern sich die am Arbeitsmarkt nachgefragten Kompetenzen. Passungsprobleme können dazu führen, dass trotz steigendem Fachkräftemangel auch die Arbeitslosigkeit steigt. Ähnliche Tendenzen zeigen sich auf dem Ausbildungsmarkt. Darüber hinaus fehlen pädagogische Fachkräfte in der Aus- und Weiterbildung sowie in der Erwachsenenbildung. Der Mangel an Nachwuchskräften in der beruflichen Lehrer:innenbildung führt bereits seit Längerem zu Quereinstiegsmaßnahmen, die zu einem Problem für das Professionalisierungsniveau werden können. Zusätzlich stagnieren vor dem Hintergrund knapper öffentlicher Haushalte die Finanzierungsmittel für Berufsbildung, sodass sich in Zeiten von Inflation auch hier eine Knappheit einstellen kann.
Durch diesen exemplarisch aufgezeigten Mangel auf verschiedenen Ebenen entsteht Handlungsdruck für die berufliche Bildung bezogen auf Inhalte, Prozesse, Gestaltung und Steuerung. Es besteht eine Dringlichkeit für Veränderungen. Wir wollen mit der Berufsbildungsforschungskonferenz einen Raum schaffen, um Potenziale beruflicher Aus- und Weiterbildung neu zu denken und das Krisenhafte der Knappheit so nutzbar machen. Insofern kommen mit der Knappheit auch Entwicklungen der Berufsbildung in den Blick, die zum Teil als mögliche Reaktion gedacht werden können und gleichzeitig zukunftsorientierte Entwicklungslinien kennzeichnen:
Entlang dieser und ähnlicher thematischer Linien entscheidet sich, wie in der Berufsbildung mit dem Thema Knappheit umgegangen wird. Die Berufsbildungsforschungskonferenz bietet die Möglichkeit den aktuellen Diskussions- und Forschungsstand dazu sichtbar zu machen.
Abstracts können bis 15.02.2024 hier eingereicht werden: https://www.bbfk.at/konferenz-2024/beitrag-einreichen