Nachlese Online-Diskurs DFK

Sektion LehrerInnenbildung und -bildungsforschung

Deutschförderklassen in Österreich: Befunde, Perspektiven, Ausblick

am 3. Dezember 2025 von 15:30 – 17:00 Uhr

Univ.-Prof.in Dr.in Susanne Schwab (Uni Wien) und HS-Prof.in Dr.in Marie Gitschthaler (KPH Wien/NÖ)

Deutschförderklassen sind seit ihrer Einführung Gegenstand bildungspolitischer Debatten und laufender Reformüberlegungen. Aktuelle Pläne sehen vor, den Schulen künftig mehr Autonomie bei ihrer Organisation und Durchführung einzuräumen. Vor diesem Hintergrund wurden in der Keynote neue Ergebnisse zu den Erfahrungen, Herausforderungen und Potenzialen der Deutschförderklassen vorgestellt. HS-Prof.in Dr.in Marie Gitschthaler von der KPH Wien/NÖ präsentierte Ergebnisse aus drei Studien, die Deutschförderklassen aus den Perspektive von Schüler:innen, Eltern sowie Schulleitungen und Lehrer:innen beleuchtete. Anschließend stellte Univ.-Prof.in Dr.in Susanne Schwab (Universität Wien) erste Ergebnisse einer im November abgeschlossenen Datenerhebung zu Einschätzungen, Wünschen und Haltungen von Lehrpersonen zu DFK vor. Abschließend diskutierten die ca. 75 Teilnehmer:innen mit beiden Expertinnen die vorgestellten Ergebnisse.

Der Online-Diskurs fand auch direkt Anklang in der Presse (https://www.derstandard.at/story/3000000299187/deutschf246rderklassen-schulen-f252r-weniger-getrennte-angebote ). Weiterführende Informationen finden Sie in den verlinkten Dokumenten (Vortragsfolie sowie erste Zusammenfassungen) und unter https://dfk-studie.univie.ac.at/

Nachstehend sind die Antworten auf Fragen aus dem Chat sowie die Antworten der Expert:innen angeführt, auf die leider auf Grund des Endes der Veranstaltung nicht mehr eingegangen werden konnte.

Fragen aus dem Chat:

Frage: Wurde auch die Situation von a.o. Schüler*innen mit Behinderungen (z.B. gehörlose Schüler*innen, die zwei neue Sprachen lernen müssen: Deutsch und ÖGS) und deren Zugang zu Deutschförderung untersucht?
Antwort: Leider haben wir diese (doch recht spezifische Situation) im Rahmen unserer Studie nicht berücksichtig – der Fokus lag auf Schüler:innen mit Sprachbarrieren im Zusammenhang mit Migrationsbiografie.


Frage: Bildungssprache zu entwickeln dauert ca. 5 Jahre und mehr, Wie passt dies zu den nur 2 Jahren a.o Status? Was ist hier angedacht?
Antwort: Die Ergebnisse unserer Studie zeigen in diesen Zusammenhang ja auch, dass es von Schulleitungen & Lehrkräften als problematisch angesehen wird, dass die Ressourcen für Sprachförderung nach zwei Jahren stark sinken oder sogar wegfallen. à aber die Forderung nach durchgängigen sprachsensiblen Unterrichts trägt dem etwas Rechnung.

Frage: Wie wird in anderen europäischen Ländern mit der Situation umgegangen? Konkret: Ist monolingualer Unterricht auch in anderen Ländern so stark im Fokus. Bzw. sehen die Modelle der Sprachförderung im unterschiedlichen Ländern aus?
Antwort: Wenn wir uns die europäische Bildungs- und Integrationspolitik ansehen, fällt auf, dass es keine einheitliche europäische Strategie gibt. Jedes Land hat seine eigene Logik – geprägt vom jeweiligen Wohlfahrtsstaat und Schulsystem. Was jedoch auffällt, ist eine starke Gemeinsamkeit: Sprache dominiert fast überall die Integrationspolitik. Sie gilt als zentrales Instrument, um Zugehörigkeit herzustellen. Was aber seltener in den Blick gerät, sind strukturelle Faktoren – etwa Diskriminierungserfahrungen oder Fragen sozialer Teilhabe. Integration wird also häufig sprachlich verstanden, und weniger sozial verhandelt.

Die meisten europäischen Staaten setzen bei der Sprachförderung auf „targeted“ Maßnahmen, also auf gezielte Sprachprogramme – etwa Vorbereitungsklassen – statt auf inklusive Gesamtkonzepte.

Wir finden im Wesentlichen drei Modelle:

  • direkte Integration in die Regelklasse, was relativ selten vorkommt,
  • Vorbereitungsklassen, die meist auf ein bis zwei Jahre befristet sind,
  • kombinierte Modelle, bei denen Kinder teilweise in die Regelklasse integriert werden.

In nicht ganz der Hälfte der Systeme bleibt der Fokus auf Sprachenlernen ergänzt um interkulturelles Lernen oder Staatsbürgerkunde.

Und schließlich: In neun Ländern Europas besteht ein gesetzlicher Anspruch auf Unterricht in der Erstsprache, dieser ist jedoch an gewisse Bedingungen geknüpft wie Gruppengröße, verfügbare Ressourcen oder lokale Zuständigkeit gebunden.

Weiterführende Links und Dokumente

Organisation
Michael Himmelsbach und Gabriele Schauer für die Sektion LBF

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